Zwei ganz verschiedene Typen – Stoiber kontra Maget: Was die Handschriften über die beiden Spitzenkandidaten verraten

So sehen die Unterschriften von Ministerpräsident Edmund Stoiber und Herausforderer Franz Maget aus. Und was sagen sie aus? Die AZ hat’s nachschauen lassen. Zu jeder Bewerbung gehört ein handschriftlicher Lebenslauf. Mit einem graphologischen Gutachten machen sich Arbeitgeber ein Gesamtbild des Bewerbers. „Denn eine Handschrift läßt sich nicht manipulieren“, sagt der Münchner Graphologe Helmut Ploog. Bestimmte schrifttypische Merkmale tauchen auch dann auf, wenn jemand versucht, seine Handschrift zu verstellen. Ploog, der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Graphologen und Dozent an der Psychologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, analysierte für die AZ Schriftproben von CSU-Amtsinhaber Edmund Stoiber und SPD-Herausforderer Franz Maget – damit sich auch die Wähler ein Bild machen können. Das Fazit des Experten: Zwei Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten! Stoiber, der Extrovertierte mit unbändigem Führungsehrgeiz. Maget, der introvertierte Sachbezogene. Übrigens: Handschriftenkunde hat eine lange Tradition. Schon Cäsars Schrift wurde auf Eigenarten untersucht.
Angela Böhm

Stoiber: Im Sturm und Drang seiner Schaffenslust
Dieser Schreiber hat starke Entschlußkraft, gefällt sich im Darstellen seiner Eigenart. Er hat gesunde Spontaneität, ist unverkrampft. Er paßt sich bei wacher Aufmerksamkeit rasch an neue Verhältnisse an, ist sehr bewegliche im Denken bei optimistischer Grundeinstellung. Zur Weitläufigkeit seines Geistes paaren sich Begeisterungsvermögen und Gestaltungsdrang. Die leichte Ansprechbarkeit im Denken, der Sturm und Drang seines Temperaments können Gefühlseinfluß im Denken und spontane Reaktionen zur Folge haben, die ihn angreifbar machen. Er hat einen starken Antrieb, der sich in Initiative, Leistungsbereitschaft und Schwung bis zur Selbstverausgabung zeigt. Sein Machtbewußtsein äußert sich in selbstsicherem Auftreten, betonter Selbstdarstellung, eigenständigem Handeln. Die starke Schaffenslust wird getragen von bemerkenswerter Dynamik, die ihn ungeduldig sofort Ergebnisse erwarten läßt. Steuert er sich nicht genug, könnten Gegner von affektiver Psyche sprechen, sein Verhalten als Selbstherrlichkeit interpretieren. Er lebt seine Extraversion souverän und ist fähig zur Empathie (Gefühl für Mitmenschen). Aus einem Originalitätsbewußtsein und seiner inneren Autonomie zieht er einen berechtigten Führungsanspruch. Seine Selbstbetonung durch Leistungsehrgeiz reißt andere mit. Seine ichstarken unternehmerischen Qualitäten wirken am besten, wenn ihm genug Selbstregulierung gelingt und er sein Temperament gelegentlich auf Eis legen kann.

Maget: Er geht lieber mal gründlich ins Detail
Dieser Schreiber ist ein Mann mit festen Grundsätzen, der sich sehr bewußt steuert und entsprechend handelt. Er ist genau und präzise im Denken, beobachtet objektiv und kommt so zu selbständigen Urteilen. Er geht sehr umsichtig und überlegt vor und ist bei ausgeglichenem Temperament stark auf Absicherung bedacht. Er ist sehr detailgenau, nüchtern und lehnt Spekulationen grundsätzlich ab. Aufgrund seiner starken Sachbezogenheit unterschätzt er durchaus die Gefühlswerte.

Sein Antrieb ist mittel und stark gesteuert, insofern entscheidet er auch sehr überlegt und eher langsam. An einen Bewerber für eine Führungsposition in einem Unternehmen würde man außerdem die Frage nach seinem Durchsetzungsvermögen, nach seiner überlegenen Aktionssicherheit, kurz: nach dem Wind unter den Flügeln stellen. Führungsfähigkeit und Charisma gehören ebenfalls dazu und manchmal die zupackende Wucht einer Persönlichkeit.

Er ist gut angepaßt, einordnungsbereit und exponiert sich wenig. Er hat starke Anteile an Introversion und ist eher sach- als personenbezogen. Seine Selbstbeherrschung läßt ihn sehr vernünftig vorgehen, unter Abwägung aller Für und Wider. Die starke Einschaltung seines Bewußtseins wirkt sich bremsend aus und könnte ihm letztlich als Unentschlossenheit ausgelegt werden.

Auf seine Art liegt ihm die sachliche Kontrolle des Vorhandenen sichtlich mehr als ein phantasievoller Entwurf der Zukunft.